κι απομακρύνεσαι απ’ τη χώρα, που ήτανε κάποτε λίκνο για σένα.
τώρα σαν κάτι περιττό αποβάλλεις και το πετάς μες στα σκουπίδια.
που έλεγες πως της χρωστάς ευγνωμοσύνη.
τώρα στολίζει τα μουσεία: λάφυρα που έχεις τη φροντίδα Εσύ.
στολή φορούσαν και κρατούσαν τον Χέλντερλιν μες στο γυλιό τους.
Καμιά ανοχή πλέον δε δείχνεις στη χώρα που οι συνταγματάρχες υπήρξαν σύμμαχοι ανεκτικοί.
Χώρα που ζει δίχως το δίκιο, μα με εξουσία που επιμένει πως έχοντας αυτή το δίκιο
ολοένα σφίγγει κι άλλο το ζωνάρι.
πενθοφορεί και ο λαός της που κάποτε σ’ είχε φιλοξενήσει.
στα θησαυροφυλάκιά σου, ό,τι σαν μάλαμα αστράφτει.
μα ο Σωκράτης σού επιστρέφει γεμάτο πίσω το ποτήρι.
θεοί, αφού η θέλησή σου ζητά ξεπούλημα του Ολύμπου.
δίχως τη χώρα που ο νους της, Ευρώπη, εσένα έχει πλάσει.
Ein Gedicht von Günter Grass
"Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht..." In einem zornigen Gedicht äußert sich Nobelpreisträger Günter Grass zur Griechenland-Krise. Europa stelle das Land, in dem die europäische Idee einst geboren wurde, an den Pranger, beraube es seiner Rechte und verurteile es zu Armut, klagt er. Und der Dichter zeigt Verständnis für die Wut der Griechen.
Als sich Günter Grass mit seinem Gedicht "Was gesagt werden muss" vor gut sieben Wochen an dieser Stelle in die Nahost-Debatte einschaltete, war die Reaktion der Leser und der Medien groß. Sie war größer, als auf jedes andere Thema, das die Süddeutsche Zeitung
in den vergangenen Jahren behandelte. Zunächst drehte sich die Debatte vor allem darum, ob Grass mit seinem Gedicht gegen einen etwaigen Angriff Israels auf Iran unzulässige, wenn nicht gar antisemitische Kritik an Israel geübt hatte. Vor allem sein spätes Geständnis von 2006, dass er als Jugendlicher Mitglied der Waffen-SS war, machte es in den Augen vieler Kritiker für Grass unmöglich, sich in die Nahostdebatte einzumischen. Es dauerte, bis es im Diskurs um den politischen Kern des Gedichts ging - die Frage nach dem präventiven Krieg. Nun meldet sich Günter Grass wieder mit einem Gedicht zu Wort - zur Debatte um Griechenland. Die Form der Meinungsäußerung mag umstritten sein, doch sie hat Tradition. Von der Antike über Bertold Brecht bis hin zu der Lyrik des Hip-Hop erlaubte die metrische Form, komplexe politische Zusammenhänge zu verdichten, ohne sich mit dem Slogan zu begnügen. Für Günter Grass hat die politische Einmischung wiederum eine biografische Tradition. Als Mitglied der Gruppe 47 verstand er in den Jahren nach dem Kriege die Literatur noch als "Schreiben gegen das Vergessen". Bald gehörte das politische Engagement für ihn wie selbstverständlich zur Rolle des Schriftstellers und Dichters. Spätestens mit der Verleihung des Literaturnobelpreises im Jahr 1999 war Günter Grass auch international als Stimme eines moralischen Deutschland anerkannt.
Europas Schande Ein Gedicht von Günter Grass
Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh.
Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt,
wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.
Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land,
dem Dank zu schulden Dir Redensart war.
Zur Armut verurteiltes Land, dessen Reichtum
gepflegt Museen schmückt: von Dir gehütete Beute.
Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land
heimgesucht, trugen zur Uniform Hölderlin im Tornister.
Kaum noch geduldetes Land, dessen Obristen von Dir
einst als Bündnispartner geduldet wurden.
Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht
den Gürtel enger und enger schnallt.
Dir trotzend trägt Antigone Schwarz und landesweit
kleidet Trauer das Volk, dessen Gast Du gewesen.
Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge
alles, was gülden glänzt gehortet in Deinen Tresoren.
Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure,
doch zornig gibt Sokrates Dir den Becher randvoll zurück.
Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter,
deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.
Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land,
dessen Geist Dich, Europa, erdachte.